Auf Tour während der Länderspielpause

10. Apr 2018


Am länderspielfreien Wochenende im März nutzte das Fanprojekt Dresden die dynamofreie Zeit um gemeinsam mit ehrenamtlichen Unterstützern und Dynamofans aller Couleur das Nachbarland Tschechien zu erkunden. Der FK Neratovice-Byškovice lud Samstagmorgen als Fahrtauftakt zum Viertligaspiel ins heimische Stadion. Für alle Fußballromantiker und Traditionalisten natürlich ein echtes Highlight: zerfallene Traversen, eine vor sich hin modernde Anzeigetafel und die berühmt berüchtigte Stadionkneipe, in der es gegen zehn Uhr schon gesellig vor sich ging.

Stadion FK Neratovice-Byškovice

Schlussendlich fanden sich 104 Zuschauer, darunter einige Fans der Gastmannschaft aus Ostrá ein um einen Auswärtssieg verfolgen zu dürfen. Unser Abschied vom Stadion, welches eingerahmt von einer typisch osteuropäischen Plattenbausilhouette ein echtes Highlight darstellte, fiel natürlich nicht leicht. Auch musste man den Platz in der kräftig scheinenden Frühlingssonne samt frisch gezapftem Gambrinus aufgeben. Schade. Nichtsdestotrotz stand der nächste Programmpunkt an.

Etwa 70 Kilometer hinter Prag liegt die ehemalige Bergmannsstadt Kutná Hora, welche unter besonderem Schutz der UNESCO steht und als Weltkulturerbe gelistet ist. Besondere Bedeutung hat neben der Altstadt auch der Stadtteil Sedlec. Durch das Verstreuen von Erde aus dem Heiligen Grab in Jerusalem auf dem Friedhof in Sedlec entwickelte sich die letzte Ruhestätte zu einer Pilgerstätte für Christen, was in einem regelrechten Bestattungstourismus endete. Durch Pestepidemien und Kriege bedingt kam es im 14. Jahrhundert zu einem Platzmangel auf Friedhöfen. In den Gewölben unterhalb der Friedhofskapelle in Sedlec wurde nun ein Beinhaus, das sogenannte Sedlec-Ossarium eingerichtet. Dort sind bis heute die Gebeine von rund 40.000 Menschen pyramidenförmig aufgebahrt und teilweise sakral ausgeschmückt. Nach dem Besuch dieser sehr außergewöhnlichen Stätte verschlug es uns für einen ausgedehnten Rundgang ins Altstadtzentrum ehe der Tag in einer gemütlichen Kneipe ausklang.

Den Abschluss des Wochenendes bildete Sonntagvormittag eine ausführliche Führung durch das ehemalige Konzentrationslager Terezín (deutsch Theresienstadt).

ehemaliges Konzentrationslager Terezín (dt. Theresienstadt)

Ursprünglich legte die Habsburger Monarchie im 18. Jahrhundert Terezín als Garnisonsstadt an um militärische Angriffe aus Preußen abwehren zu können. Später fand die tschechoslowakische Armee ihren Platz innerhalb der Festungsmauern. Während der Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren wurde Terezín ab Juni 1940 ein Sammellager für unerwünschte Personen. Die Gestapo richtete in der sogenannten kleinen Festung ab dem 10. Juni 1940 ein Gefängnis ein, in dem bis 1945 etwa 32.000 tschechische Oppositionelle, Mitglieder des Widerstandes und Kriegsgefangene festgehalten wurden. Das KZ Terezín entstand im November 1941. Es diente als Sammel- und Durchgangslager für die jüdische Bevölkerung in Böhmen und Mähren. Die letzten verbliebenen, ursprünglichen Bewohner der Stadt mussten am 16. Februar 1942 Terezín zwangsweise verlassen.

In den folgenden Jahren kamen auch Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in das Altersghetto genannte Konzentrationslager. Zeitweilig diente Terezín der NS-Propaganda als Vorzeigeghetto, um die internationale Öffentlichkeit über die mit der sogenannten Endlösung der Judenfrage verbundenen Ziele zu täuschen. Die SS flüchtete am 5. Mai 1945 aus Terezín. Drei Tage später befreite die Rote Armee die Gefangenen. Mehr als 140.000 Häftlinge hatten im Theresienstädter Lager gelebt. 38.000 von ihnen starben dort, fast 90.000 wurden in Vernichtungslager in Osteuropa weitertransportiert.

Nach diesem beeindruckenden aber auch beklemmenden Rundgang ging es für uns zurück nach Dresden.



Das Fanprojekt Dresden bedankt sich herzlich bei den freiwilligen Initiatoren und interessierten Fans für die Planung und Ausgestaltung dieses Wochenendes! Wenn auch Ihr Ideen und Anregungen für spannende Fahrten während den Länderspiel- oder Saisonpausen habt, lasst es uns wissen und schreibt uns an [email protected]