Rückblick auf das DFB-Pokalspiel bei Hertha BSC

19. Nov 2019

Erst einmal vielen herzlichen Dank an alle Fragebogenteilnehmer*innen! Exakt 2907 Personen haben mitgemacht und uns ihre Eindrücke, Anmerkungen und Meinungen zum Pokal-Auswärtsspiel der SGD im Berliner Olympiastadion gesendet. Dies ist in den vergangenen elf Jahren absoluter Rekord, aber das ist auch der hohen Zahl von über 30000 Gästefans geschuldet! Wir haben letztendlich über 200 DIN A4-Seiten voller schriftlicher Anmerkungen durchgelesen und konnten uns dadurch ein ziemlich umfassendes Bild von den Rahmenbedingungen dieses Spieltages machen.

Mit der Durchschnittsnote 2,47 ist die Partie in Berlin zwar das am schlechtesten bewertete Auswärtsspiel in dieser Saison, jedoch insgesamt eher als durchschnittlich einzuordnen. Auffallend negativ wurde der Polizei-Einsatz im Stadion bewertet, aber auch die Einlasssituation und der Sicherheitsdienst schnitten tendenziell etwas schwächer ab. Letzteres hängt v.a.mit den zusätzlichen Blockeingangskontrollen in der Marathonkurve zusammen. Bei der Note für die Polizei im Stadion ist ausschlaggebend, dass sehr viele Fans das Aufmarschieren der Polizeikräfte in der Verlängerung vor den Gästeblöcken nicht verstanden. Dies wurde von einem großen Teil als Provokation empfunden.
Aber auch das eigene Verhalten erreichte keine sehr gute Note, da ein relativ großer Teil die Art und Weise des Pyrotechnikeinsatzes kritisierte. Zudem beschwerten sich einige Fans darüber, dass sie von „eigenen“ Fans daran gehindert wurden, ihre ausgewählten Sitzplätze einzunehmen.

Überaus positiv wurde die Stimmung in den Gästeblöcken gesehen (Note 1,46). Bis auf den Auftritt im vergangenen Jahr in Köln gab es in den vergangenen beiden Saisons keine bessere Note in dieser Kategorie. Für die sehr gute Benotung der Stimmung sind sowohl die Lautstärke sowie die Choreografie im Gästeblock als auch der von einem nicht unerheblichen Teil gefeierte Einsatz von Pyrotechnik verantwortlich.
Man sieht also, dass die Pyrotechnik ambivalent bewertet wird. Während ca. ein Drittel der Fragebogenteilnehmenden darüber begeistert war, distanzierte sich das zweite Drittel zumindest von Leuchtraketen und Böllern bzw. kritisierten die insgesamt abgebrannte Menge über die gesamte Dauer der Partie. Das letzte Drittel lehnt den Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen grundlegend ab.

Sehr viele Rückmeldungen drehen sich um erhebliche Probleme bei der An- und Abreise. So dauerte vielen Dynamo-Fans, die am Flughafen BER geparkt hatten, die Anreise von dort zum Olympiastadion zu lange (teilweise bis zu drei Stunden). Die größten Verzögerungen traten beim Besteigen der Shuttlebusse vom BER nach Schönefeld auf, da die Busse zum einen wohl eine relativ geringe Kapazität hatten (50 Plätze pro Bus) und zum anderen das Befüllen der Busse sehr langsam vonstatten ging. Die S-Bahn von Schönefeld zum Olympiastadion benötigte über eine Stunde Fahrzeit und fuhr auch nur im 20-Minuten-Takt.
Noch massiver sind die Beschwerden über die Auslass- und Abreisebedingungen nach dem Spiel, die von einem knappen Drittel (!) der über 2900 Fragebogenteilnehmenden geäußert wurden. Zum einen waren zu wenige Ausgänge geöffnet und zum anderen fuhren vom S-Bahnhof Olympiastadion lediglich zwei Sonderbahnen nach Schönefeld und der große Rest der über 10000 Fans mit diesem Ziel strandete aufgrund der Nachtruhe der BVG in unterschiedlichen Stadtteilen Berlins und mussten von dort mit Taxis zum Parkhaus am BER reisen, was jeweils zwischen 40 und 60 EUR kostete und verständlicherweise für sehr großen Ärger sorgte. Insbesondere weil die An- bzw. Abreisevariante über den Flughafen BER zum Olympiastadion von beiden Vereinen empfohlen wurde, ist die Enttäuschung und die Wut bei diesen Fans sehr hoch (das meistgebrauchte Wort im Zusammenhang mit der Abreise war „Katastrophe“). Hier ist bei der Organisation offensichtlich einiges schief gelaufen. Auch die Informations- und Kommunikations-weise war an dieser Stelle absolut ungenügend.

Dennoch äußerten sehr viele Fans ihre Begeisterung über dieses Spiel, freuten sich über eine gute sportliche Leistung ihrer Mannschaft und waren froh, bei diesem denkwürdigen Event dabei gewesen zu sein. Etliche bedankten sich auch beim gastgebenden Verein Hertha BSC für die Bereitstellung solch eines großen Gästekontingents.