Fanprojekt reicht Dienstaufsichtbeschwerde beim Innenministerium Sachsen-Anhalt ein

Fanprojekt reicht Dienstaufsichtbeschwerde beim Innenministerium Sachsen-Anhalt ein

fpfbAm heutigen Mittwoch überreichte das FANPROJEKT DRESDEN seine 9-seitige Spieltagsauswertung an DFB, SG Dynamo Dresden, 1. FC Magdeburg, die Polizei in Magdeburg und Dresden, die Landeshauptstadt Dresden sowie das Fanprojekt Magdeburg und die Koordinationsstelle der Fanprojekte.

Das FANPROJEKT DRESDEN wertet nach jedem Auswärtsspiel die Gegebenheiten und Abläufe vor Ort professionell aus und bezieht dabei die Ergebnisse eines Online-Fragebogens ein, den die Dynamo-Anhänger ausfüllen. Nach dem Spiel in Magdeburg haben 856 Fans an der Umfrage teilgenommen.

Das Auswärtsspiel in Magdeburg wurde trotz des Aufstiegs der SG Dynamo Dresden zu einem negativen Saison-Höhepunkt. Einerseits kam es zu erheblichen Verfehlungen von Teilen der Dresdner Anhänger, die im Stadion auf äußerst gefährliche Weise mit Pyrotechnik hantierten, Sachbeschädigungen begingen und die Auseinandersetzung mit der Polizei suchten.
Andererseits konstatieren wir ein desolates Auftreten von Teilen der Polizei und der Einsatzleitung. Nach unseren Recherchen u.a. bei den Rettungsdiensten und den Krankenhäusern in Magdeburg gehen wir davon aus, dass es zwischen 150 und 200 verletzte Fans gegeben hat. An Verletzungen sind uns neben Augenreizungen, Atemwegsbeschwerden und Prellungen auch Knochenbrüche an Rippen, Gliedmaßen und Nasen bekannt geworden.

Zu erwähnen ist dabei insbesondere, dass es sich bei den Verletzten größtenteils um völlig unbeteiligte Anhänger handelte, die einem ausufernden Polizeieinsatz ausgesetzt waren.
Das Fehlverhalten ist an diesem Tag keineswegs ausschließlich bei einem Teil der Anhänger zu suchen, sondern in ähnlichem Maße bei der Polizei. Neben Nötigung, Beleidigung, falscher Verdächtigung und unterlassener Hilfeleistung kam es auch zu Körperverletzung im Amt seitens der Einsatzkräfte.

Aus diesem Grund reichen wir beim Ministerium für Inneres und Sport Sachsen-Anhalt Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Einsatzleiter und alle Bediensteten ein. Dabei haben wir die zahlreichen umfangreichen Schilderungen der Dynamo-Fans entsprechend berücksichtigt. Insgesamt wurden in den vergangenen Tagen 120 Textseiten Erfahrungsberichte von Anhängern ausgewertet.

Abschließend stellen wir fest, dass der Spieltag von gravierenden Vorkommnissen begleitet wurde, die neben dem ausführlich beschriebenen polizeilichen Verfehlungen auch von der Desorganisation des 1. FCM und auslösend dem Fehlverhalten eines Teiles der Gästefans geprägt war. Dass ca. 1000 Menschen, die tagelang für Eintrittskarten angestanden haben, das Spiel nicht verfolgen konnten und aufgrund des „Hausverbotes“ pauschal als Störer dargestellt wurden und sich teilweise dem Fehlverhalten einiger Polizeihundertschaften ausgesetzt sahen, spiegelt sich auch bei den Rückmeldungen wieder, die wir von vielen Fans erhalten haben.

Ergebnisse aus dem Auswärtsfragebogen:

Spiel vom 16.04.2016 gegen 1. FC Magdeburg (856 Teilnehmer)

1. Einlasskontrolle am Gästeblock5,17

2. Sicherheits-/Ordnungsdienst allgemein5,13

3. Stimmung im Gästeblock4,86

4. Verhalten der Polizei im Stadion5,24

5. Verhalten der Polizei außerhalb des Stadions5,52

6. Verhalten der Dynamofans3,35

Durchschnitt Schulnoten (arithmetisches Mittel)
7. Womit bist Du angereist?

Antworten
PKW/Kleinbus
Fanbus
Bahn
Nahverkehr
Sonstiges
in Prozent
43,7%
4,1%
47,5%
2,1%
2,6%

8. Kam es zu Problemen bei der An- und/oder Abreise?

Antworten
Ja
Nein
in Prozent
43,2%
56,8%

9. Woher bist du angereist?

Bundesland
in Prozent
keine Angabe
0,6%
Baden-Württemberg
1,3%
Bayern
2,0%
Berlin
1,4%
Brandenburg
2,8%
Bremen
0,2%
Hamburg
0,5%
Hessen
0,7%
Mecklenburg-Vorp.
0,1%
Niedersachsen
1,5%
NRW
0,7%
Rheinland-Pflaz
0,1%
Saarland
0,0%
Sachsen
83,6%
Sachsen-Anhalt
2,6%
Schleswig-Holstein
0,2%
Thüringen
1,1%
Österreich
0,1%
Schweiz
0,5%

10. Hast Du dich über die Gegebenheiten/Bedingungen beim Auswärtsspiel bereits im Vorfeld erkundigt?

Antworten
Ja
Nein
in Prozent
86,2%
13,8%

11. Wie oft fährst Du zu den Auswärtsspielen von Dynamo?

Antworten
Selten (1-4)
Gelegentlich (5-7)
Oft (8-11)
Fast immer(12+)
in Prozent
20,9%
27,9%
28,5%
22,7%

12. Warst Du im Steh- oder Sitzplatzbereich?

Antworten
Stehplatz
Sitzplatz
in Prozent
64,3%
35,7%

13. Wie alt bist Du?

Antworten
0-18
18-27
28-40
41-60
60+
in Prozent
6,0%
49,9%
32,7%
11,3%
0,1%

14. Dein Geschlecht?

Antworten
Männlich
Weiblich
in Prozent
88,0%
12,0%
So bewerteten Dynamo-Fans das Spiel im Erzgebirge

So bewerteten Dynamo-Fans das Spiel im Erzgebirge

© Dehli-News / Dennis Hetzschold

© Dehli-News / Dennis Hetzschold

In dieser Woche haben 218 Dynamo-Fans wieder unseren Fragebogen nach dem Spiel im „Schacht“ ausgefüllt. Insgesamt wurde das Spiel mit der Gesamtnote 2,4 durch die Anhänger bewertet. Dies ist in der laufenden Saison ein durchschnittlicher Wert. Am besten wurde dabei das eigene Verhalten eingeschätzt (1,99), die schlechteste Benotung erhielt das polizeiliche Verhalten außerhalb des Stadion (2,96). Sehr viele Fans beschwerten sich über die Organisation des Shuttle-Verkehrs, die teilweise zu erheblichen Wartezeiten führte und zur Folge hatte, dass es teilweise langwierige Diskussionen zwischen Fans, die sich zu Fuß auf dem Weg zum Stadion machen wollten, und der Polizei gab. Einige Fans brauchten knapp zwei Stunden von der Ankunft am Parkplatz bis zum Betreten des Stadions. Zudem beschwerten sich viele Anhänger über die hohen Parkgebühren von 5 €. (mehr …)

Auswertung der Spiele in Stuttgart und Dortmund

Auswertung der Spiele in Stuttgart und Dortmund

kickersstuttgart
Mit den schriftlichen Auswertungen der Spiele in Stuttgart und Dortmund, die wir den beteiligten Vereinen, dem DFB und der Polizei zukommen lassen haben, endet für die Saison 2014/2015 erst einmal die Erhebung mittels unseres Auswärtsfragebogens. Wir danken euch für die zahlreichen Rückmeldungen – ganze 135 Personen haben den Fragebogen zum Dortmund-Spiel ausgefüllt, an der Umfrage nach dem Kräftemessen mit den Stuttgarter Kickers nahmen 167 Dynamofans teil.

Stuttgart

Das Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers bewerteten die Dynamofans mit der Gesamtnote 2,1, was im Vergleich zu anderen Saisonspielen deutlich über dem Durchschnitt liegt und gemeinsam mit dem Spiel beim FSV Mainz II das drittbeste Ergebnis darstellt. Die „schlechteste“ Benotung erteilten die Dynamofans dem Ordnungsdienst (2,29), am besten bewerteten die Anhänger die Stimmung im Gästeblock (1,96).
Die Polizei war zwar mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, hielt sich aber weitestgehend im Hintergrund. Positiv war auch, dass vom Ordnungsdienst der zuerst abgesperrte Treppenaufgang zu Block D freigegeben wurde, damit dort auch im überdachten Bereich Gästefans ihre Mannschaft unterstützen können.
Aber auch Anmerkungen und Kritikpunkte der Dresdner Fans übermittelten wir an die Verantwortungsträger. So wurde das relativ dichtmaschige Netz vor dem Gästeblock kritisiert, was die freie Sicht auf das Spielfeld etwas einschränkte. Auch die schwierige Parkplatzsituation wurde von den Teilnehmern des Fragebogens kritisiert.

Dortmund

Die Partie und das „Drumherum“ bewerteten die Dynamofans mit der Gesamtnote 2,7. Diese Benotung liegt etwas unter dem Saison-Durchschnitt. Am schlechtesten wurde das polizeiliche Verhalten außerhalb des Stadions (3,61) bewertet, am besten schnitt die Stimmung im Gästeblock (2,25) ab.
Besonders kritisiert wurde von einigen Fans das rabiate Vorgehen der Reiterstaffel. Aber auch bei der An- und Abreise kam es vereinzelt zu Problemen zwischen Dynamofans und der Polizei. Ursache dafür waren unterschiedliche polizeiliche Maßnahmen und missverständlich kommunizierte Wege zum Bahnhof bzw. zum Stadion, die für einige Diskussionen sorgten.

Wir danken allen Dynamofans, die sich so regelmäßig an unserem Fragebogen beteiligen und damit auch eine deutschlandweit einmalige Möglichkeit nutzen, ihre Perspektive als Fan an die Ausrichter und Verantwortlichen zu richten.

Fanprojekte und Fanbeauftragte bei „Kamener Gesprächen“

Fanprojekte und Fanbeauftragte bei „Kamener Gesprächen“

Marek Lange (SGD) präsentiert die Ergebnisse des Workshops

Marek Lange (SGD) präsentiert die Ergebnisse des Workshops

In der vergangenen Woche waren Marek Lange von der Fanabteilung der SGD und Ronald Beć vom Fanprojekt bei den „Kamener Gesprächen“. Diese Fachtagung richtet sich an die MitarbeiterInnen aus den beiden Bereichen der Fanarbeit. Die bei den Vereinen angegliederten Fanbeauftragten und die vereinsunabhängigen sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekte haben dabei Schnittmengen der eigenen Arbeit erörtert, aber auch die Abgrenzungen der Aufgabengebiete thematisiert.

Begleitet wurde die Tagung auch von Fachvorträgen und einer Workshop-Phase. Organisiert wird die Veranstaltung von DFB, DFL und der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS). Die Kamener Gespräche finden alle zwei Jahre statt und dienen vor allem dem fachlichen Austausch der Vereins- und Fanprojekt-MitarbeiterInnen und der damit einhergehenden Bewältigung neuer Herausforderungen im Arbeitsfeld.

Fanprojekt-Tagung in Braunschweig

Fanprojekt-Tagung in Braunschweig

bag2015-webVom 24. bis zum 26. März fand in Braunschweig die 22. Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) statt. Neben dem fachlichen Austausch von über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fanprojekte aus ganz Deutschland am Mittwoch und Donnerstag stand dabei die offizielle Auftaktveranstaltung am Dienstag im Eintracht-Stadion im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Besonders die Teilnahme des niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius an der Podiumsdiskussion des ersten Veranstaltungstages stellte eine besondere Wertschätzung der Fanprojektarbeit dar. Der Minister zeigte im Rahmen der Diskussion ein besonderes Gespür für das Rollenverständnis der sozialpädagogischen Einrichtungen: „Wir dürfen die Fanprojekte nicht zum verlängerten Arm der Polizei machen und dürfen sie nicht mit unserer Erwartungshaltung überfrachten“.

Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS), unterstrich den gesellschaftspolitischen Auftrag und auch die Vertreter der Fußballverbände DFB und DFL lobten die präventive Arbeit der Fanprojekte.
„Der interne fachliche Austausch über die zukünftige Ausrichtung der BAG-Arbeit und ihrer Struktur war, wie schon 2014 in München, intensiv und nachhaltig. Daher werden wir einzelne Themenbereiche in der Zukunft vertiefen und fortsetzen“, so BAG-Sprecher Philip Krüger. Oberstes Ziel der BAG bleibt es, die Fanarbeit in Deutschland weiter zu professionalisieren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten zu stärken und den Fußballfans professionelle Sozialarbeit anzubieten.

Bei den turnusmäßigen Wahlen wurden Philip Krüger (Fanprojekt Paderborn) und Sven Graupner (Fanprojekt Cottbus) von der Versammlung als BAG-Sprecher gewählt. Nach zehn Jahren in unterschiedlichen Ämtern der BAG war Matthias Stein vom Fanprojekt Jena nicht mehr zur Wahl angetreten. „Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen möchten wir Matthias Stein für seine geleistete Arbeit und seinem über dem Maße hohes Engagement in der strukturellen und inhaltlichen Entwicklung der BAG danken“. Matthias Stein selber sagte zum Abschied: „Ich habe gemerkt, dass ich ganz beruhigt abtreten kann, da die Aufgaben in guten Händen sind. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt, ich bleibe dem Fanprojekt Jena und damit auch der BAG erhalten“.

Wir danken den Kolleginnen und Kollegen aller Fanprojekte für die Mitgestaltung einer tollen Tagung.

„Fanprojekte – Feigenblatt, Mauerblümchen oder wirksames Instrument?“ – Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in Braunschweig

„Fanprojekte – Feigenblatt, Mauerblümchen oder wirksames Instrument?“ – Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in Braunschweig

bag-e1384800512256Während DPolG-Chef Rainer Wendt einmal mehr dabei ist, „den ersten Toten“ (fanzeit.de v. 09.03.2015) bei einem Bundesligaspiel zu beschwören, sieht der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius „keine Gewaltwelle, die zunimmt“ (Süddeutsche.de v. 14.03.2015). In diesem Spannungsfeld findet die tägliche Arbeit von derzeit 56 Fanprojekten in der Bundesrepublik statt, und Fanforscher Jonas Gabler fragt: „Wo wären wir, wenn es keine Fanprojekte gäbe?“ (Kölner Stadt-Anzeiger v. 13.03.2015) Eigentlich kann es keinen passenderen Zeitpunkt für die Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) geben, die vom 24. – 26. März 2015 in Braunschweig stattfindet. Drei Tage lang werden sich 120 Mitarbeiter_innen aus 56 Fanprojekten sowie der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der Deutschen Sportjugend (KOS) intensiv mit dem Arbeitsfeld und den Ansätzen und Perspektiven ihrer Arbeit auseinandersetzen und in
Erfahrungsaustausch treten.
Zur Tagungs-Eröffnung am Dienstag, dem 24.03.2015 ab 13 Uhr im VIP-Bereich des EintrachtStadions werden zahlreiche Ehrengäste erwartet, darunter Braunschweigs Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke, Eintracht-Vizepräsident Rainer Ottinger, Benjamin Kandler von der DFL, Bülent
Aksen vom DFB, Polizei-Vizepräsident Roger Fladung, KOS-Leiter Michael Gabriel, AWOGeschäftsführer Günter Kröger, Thomas Seliger vom Präventionsrat Braunschweig, Vertreter der AG Fananwälte und der Fanbeauftragten der Vereine.

Auf den anschließenden Fachvortrag von Kay Rohn zum Thema „Fanprojekte – Feigenblatt, Mauerblümchen oder wirksames Instrument?“ schließt sich um 15:30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius an. Am Mittwoch beschäftigen sich die Teilnehmer_innen in Workshops mit den Strukturen der BAG, den besonderen Bedingungen in der Fanprojektarbeit, der Profilschärfung innerhalb des „2-Säulen-Modells“ der Fanarbeit, Qualitätsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit sowie auch den besonderen Aspekten kontinuierlicher, langjähriger Arbeit in Fanprojekten. Am Donnerstag steht die Mitgliederversammlung des BAG e.V. auf dem Plan, bei der Sprecher und Vorstand neu gewählt werden.