Rückblick auf das Auswärtsspiel in Gelsenkirchen

Rückblick auf das Auswärtsspiel in Gelsenkirchen

Das Fanprojekt in Dresden zieht ein weitgehend positives Fazit nach dem Top-Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga am 23.10. bei Schalke 04. Trotz des für Dynamo-Fans alles andere als störungsfreien Spieltagsverlaufs.

Warum fällt unser Fazit positiv aus?
Das erste Gastspiel der SGD in Gelsenkirchen seit über 27 Jahren stellte für die Dynamo-Fans einen positiven Highlightspieltag dar, bei dem man störungsfrei und lautstark die SGD unterstützen wollte. Jedoch brachten die Umstände in Gelsenkirchen diverse Widrigkeiten und Herausforderungen für die Dynamo-Fans mit sich. Dadurch musste der gesamte Dynamo-Tross durch die Bank weg ein enormes Maß an Souveränität und Besonnenheit beweisen.

Bevor wir auf diese Rahmenbedingungen eingehen, möchten wir allen Dynamo-Fans, die nach Gelsenkirchen gereist sind, unsere immense Wertschätzung für diese Leistung ausdrücken: Es war ein stabiler Auftritt! Zudem gilt unser Dank den über 662 Teilnehmenden am Auswärtsfragebogen. Mit ca. 15 Prozent Rückmeldungen der 4.500 angereisten Dynamo-Fans ist das die zweithöchste Rücklaufquote in der Geschichte des Fragebogens. Außerdem gab es sehr viele und sehr ausführliche schriftlichen Äußerungen. Somit hat die folgende Auswertung, die Ihr ermöglicht habt, nach unserer Einschätzung ein großes Gewicht. Wir wissen es an diesem Spieltag ganz besonders zu schätzen, dass Ihr alle Euch die Zeit genommen habt!

Auswertung der Ergebnisse:
Die Rahmenbedingungen rund um das Spiel in Gelsenkirchen bewerteten die Teilnehmenden mit der Gesamtnote von 2,73. Dabei handelt es sich um eine deutlich unterdurchschnittliche Gesamtbewertung (Saisondurchschnittsnoten 19/20: 2,25; 18/19: 2,4). Die Einlasssituation wurde gut bewertet (2,41), der Ordnungsdienst erhielt sowohl positive als auch negative Einschätzungen, die in einer insgesamt leicht unterdurchschnittlichen Bewertung von 2,83 münden. Die Dynamo-Fans selbst bewerten das eigene Verhalten (1,98) sowie die Stimmung im Gästeblock (1,85) als gut bis sehr gut. Das Polizeiverhalten innerhalb (3,52) und außerhalb (3,78) des Stadions wurde sehr schlecht benotet (Saisondurchschnittsnoten 19/20: 2,38 und 2,51, Saisondurchschnittsnoten 18/19: 2,33 und 2,53).

Viele Dynamo-Fans fühlten sich und den Verein bereits vor dem Spieltag durch die Allgemeinverfügung der Stadt Gelsenkirchen verunglimpft. Der Hauptkritikpunkt der schwarz-gelben Fans bezieht sich auf die umfangreichen Personalienfeststellungen und die fast vierstündige polizeiliche Maßnahme auf einer Autobahn-Raststätte. Die Rückmeldungen und unsere Beobachtungen zeigen, dass besonders Dynamo-Fans von Maßnahmen betroffen waren, die relativ früh nach Gelsenkirchen kamen (wie auch wir).
Die Shuttlebusse zwischen Stadion und Bahnhof wurden vorwiegend gelobt und die Verpflegung auf dem Gästeparkplatz durch den Schalker Fanclubdachverband sorgte für viel Freude und Dankbarkeit.

In unserer Gesamtauswertung haben wir eine Vielzahl der schriftlichen Rückmeldungen eingebunden. Zudem ordnen wir dort die Einschätzungen der Dynamo-Fans zu den Abläufen in Gelsenkirchen ausführlich ein.

Bleibt gesund und viele Grüße,
Euer Fanprojekt-Team

Rückblick: Fanrechte-Tag 2015

Rückblick: Fanrechte-Tag 2015

fanrechtetagAm vergangenen Donnerstag nahm Ronald vom Fanprojekt Dresden gemeinsam mit einem Vertreter der Schwarz-Gelben Hilfe am „Fanrechte-Tag“ in Berlin teil. Die Veranstaltung wurde von der AG Fananwälte organisiert und befasste sich mit polizeirechtlichen Möglichkeiten und Grenzen insbesondere am Spieltag, den behördlichen Umgang mit Daten sowie der Weitergabe von Verbandsstrafen durch die Vereine an Fußballfans.

Am Vormittag wurde vor allem über „klassische“ Berührungspunkte von Fußballfans mit Behörden debattiert, wobei interessante Ansätze, die auch für uns als Fanprojekt von großer Bedeutung sind, dargestellt wurden. So gibt es aktuell eine juristische Prüfung, inwiefern die Kombination aus Meldeauflagen und Betretungsverboten für Fans an einem Spieltag zulässig sind. Zudem verwiesen die Anwälte Waltraut Verleih und Jahn-Rüdiger Albert darauf, dass ein Widerspruch auf Verwaltungsakte sorgfältig geprüft werden muss, da dadurch teilweise enorme Kosten auf die Betroffenen zukommen können. Dies trifft beispielsweise auch auf erkennungsdienstliche Behandlungen bei der Polizei zu, bei denen ein ausgesprochener Widerspruch zuweilen auch mit einem Kostenbescheid „gekontert“ wird. Wenn möglich, sollte bereits ein Anwalt zu erkennungsdienstlichen Behandlungen herangezogen werden.

Interessant waren darüber hinaus auch die Ausführungen zur Abkürzung „ACAB“, die auch Dresdner Fußballfans immer wieder Identitätsfeststellungen im Rahmen von Fußballspielen einbringt. Aktuell gibt es ein Urteil vom Bundesverfassungsgericht zur Abkürzung „FCK CPS“. Dieses besagt, dass die Abkürzung nicht unmittelbar beleidigenden Charakter hat und von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, sofern sich die Äußerung nicht auf eine überschaubare und abgegrenzte Gruppe bezieht. Dies betraf im konkreten Fall das Tragen dieser „Botschaft“ im öffentlichen Raum. Grundsätzlich ist beim Verwenden dieser Abkürzung also abzuwägen, ob man bei einer Veranstaltung mit Polizei rechnen muss – beim Fußball ist dies normalerweise der Fall. Man läuft also im Rahmen von Fußballspielen weiterhin Gefahr, für das Tragen von „ACAB“- oder „FCK CPS“-Schriftzügen belangt zu werden. (mehr …)