EGAL WIE! Einblicke in die Entstehung der „Zwickauer Fußballgeschichten 2019/20“

EGAL WIE! Einblicke in die Entstehung der „Zwickauer Fußballgeschichten 2019/20“

Zum 3. digitalen Fantreff am Mittwoch haben wir in Vorbereitung auf das anstehende Spiel gegen den FSV kurzfristig mit Max Duroldt vom Fanprojekt Zwickau noch einen ganz besonderen Gast gewinnen können, der uns ein paar Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Buches „EGAL WIE! Zwickauer Fußballgeschichten 2019/20“ geben wird. Auf 288 Seiten gibt es in 9 Kapiteln ganze 150 Fotos und Abbildungen sowie 15 Interviews zu entdecken.

Der neu gegründete Verein „Zwickauer Fußballgeschichten e.V.“ zum Buch:
„Normal war in der Saison 2019/20 nichts. Auch nicht das Ende. Es war nicht schön. Es war nicht vorhersehbar. Aber es war erfolgreich. Egal wie ­­­­­– der FSV Zwickau hat die Klasse nach einem Saisonfinale gehalten, das in die Vereinsgeschichte eingehen wird. Ein Kraftakt, der nur möglich war, weil der komplette Verein zusammenhielt. Fans, Spieler, Offizielle, Sponsoren – eine Einheit stemmte sich gegen den drohenden Untergang. Der etwas andere Saisonrückblick schaut zurück auf ereignisreiche Monate und scheinbar längst vergessene Themen wie die Ausgliederung, die Diskussion um die Trikotfarben, die Sonderzugfahrt oder auch die »Ruß-Zwigge« Choreographie im E5 und ist dabei auf der Suche nach Zwickauer Fußballgeschichten, Emotionen und der Vereinsidentität des FSV. Im Mittelpunkt: Die »Lebenswelt Fußball« in Zwickau, fernab von Statistiken und Tabellen. Das alles im Gespräch mit Fans, Spielern, Vereinsoffiziellen und Außenstehenden auf insgesamt 288 Seiten.“

Max wird sich zwischen 18 und 18:45 Uhr in den digitalen Treff zuschalten. Vielen Dank an die Freunde aus Zwickau für die Offenheit auf die sehr spontane Anfrage.

Zum Videochat:
https://zoom.us/j/97818204785?pwd=dmk4a2gydGthWUE4NFY2anhneU1sQT09
Meeting-ID: 978 1820 4785
Kenncode: 619576

„Ein so schwer zu beschreibender Moment.“

„Ein so schwer zu beschreibender Moment.“

Das Fanprojekt Dresden nutzte gemeinsam mit dem Fanprojekt Zwickau den Beginn der Sommerpause als Chance, eine gemeinsame Bildungsreise zu organisieren: Vom 29. Mai bis zum 02. Juni reisten beide Fanprojekte mit jungen Fußballfans aus Dresden und Zwickau nach Polen.

Das Heimspiel der Zwickauer gegen die Kickers aus Würzburg im April bot für die Mitfahrenden vorab die perfekte Gelegenheit sich gegenseitig vorzustellen und Erwartungen an die Bildungsreise sowie die Beweggründe zu diskutieren. Ein großer Dank für die Einladung zum Spiel geht dabei an unsere Freundinnen und Freunde in Zwickau!

Es folgt ein Bericht über die 5 Tage der bewegenden Bildungsreise nach Polen:


29.05. Dresden – Kraków
Nach staubedingter Verzögerung erreichten wir abends die zweitgrößte Stadt Polens, um direkt den ersten Zwischenstopp am Wawelhügel einzulegen. Hoch über der Wisła thronen dort das Königsschloss im Renaissancestil, die königliche Basilika und die Erzkathedrale der Heiligen Stanislaus und Wenzeslaus. Die Tuchhallen auf dem Hauptmarkt in der mittelalterlichen Kernstadt mit Blick auf die beleuchtete Marienkirche lieferten später noch einen imposanten Anblick.

Blick auf den Wawel, die ehemalige Residenz der polnischen Könige von 1040 bis 1795.


30.05. Kraków-Kazimierz und Bielsko-Biała

Der Krakauer Stadtteil Kazimierz, bis 1800 noch eigenständige Stadt, avancierte bereits im 16. Jahrhundert zur jüdischen Siedlung und wenig später zum kulturellen und religiösen Zentrum der jüdischen Bevölkerung in Polen. Gemeinsam mit einem Guide erkundeten wir eines der spannendsten Viertel Krakaus und besuchten die älteste erhaltene Synagoge Polens, welche mittlerweile ein jüdisches Museum beherbergt. Auch der heute noch als Gebetshaus genutzten „Remuh Synagoge“, nur einen Straßenzug entfernt, statteten wir einen Besuch ab.

Die im 16. Jh. erbaute Alte Synagoge im Viertel Kazimierz ist die älteste erhaltene Synagoge in Polen.


Auf dem Weg zur Fabrik von Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs etwa 1.200 jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vor der Ermordung in Vernichtungslagern bewahrte, tangierten wir das ehemalige jüdische Ghetto am Heldenplatz, dem Platz an dem sich die Bewohner und Bewohnerinnen des Ghettos vor ihrer Deportation versammeln mussten. In Oskar Schindlers Fabrik befindet sich seit 2010 ein staatliches Museum, welches die Zeit der deutschen Besetzung Krakaus von 1939 bis 1945 darstellt. Ein Schwerpunkt ist dabei das Schicksal der damals im Krakauer Ghetto lebenden Jüdinnen und Juden. Den letzten Halt in Krakau legten wir am Steinbruch „Liban“ ein. Dort befand sich im Südosten der Stadt das Zwangsarbeitslager Plaszow in dem die so genannten „Schindler-Juden“ gefangen gehalten worden. Hinweistafeln, geschweige denn ein Besucherzentrum gibt es nicht. Nur ein Mahnmal aus sozialistischen Zeiten thront auf einem Hügel über dem Gelände. 5.000 bis 8.000 Menschen wurden dort ermordet und Massentransporte nach Auschwitz-Birkenau gestartet. Szenen aus dem Film „Schindlers Liste“ drehte man im Inneren des Steinbruchs. Die nach der Räumung des Zwangsarbeitslagers abgerissenen Gebäude wurden teilweise wieder aufgebaut. Zu erkennen sind jetzt noch Teile des Sets.

Das Gefühl, man befindet sich im Vorhof der Hölle trügt, steht man doch „nur“ in der Kulisse eines Films über die Hölle.


Den – mit der notwendigen Entspannung verbundenen – Abschluss des Tages bildete nach der Ankunft in Bielsko-Biała ein Gruppenspiel der U20 Weltmeisterschaft. Nigeria und die Ukraine trennten sich vor etwas mehr als 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauern mit einem 1:1.


31.05. Bielsko-Biała und Tychy
Mit einem gemütlichen Stadtrundgang starteten wir den dritten Tag der Bildungsreise. Bielsko-Biała, ursprünglich mit Bielsko und Biała zwei eigenständige Städte, liegt am Randes des Gebirgszuges Beskiden. Der Fluß Biała teilt die gemütliche Innenstadt von Nord nach Süd. Parkanlagen laden zum Verweilen ein. Interessant im Dynamo-Kosmos: Eduard Geyer wurde am 7. Oktober 1944 in Bielsko-Biała geboren. Den zweiten Teil des Tages setzten wir in Tychy fort. Nach einer Besichtigung der Tyskie-Brauerei, welche wohl eines der bekanntesten Biere Polens herstellt, rollte wieder der Ball. Im Stadion von GKS Tychy trafen im Rahmen der U20 Weltmeisterschaft in einem Gruppenspiel Korea und Argentinien aufeinander.

Über 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten ein spannendes Spiel, bei dem sich die Koreaner gegen die Fußballmacht Argentinien mit einem 2:1 durchsetzen konnten.


01.06. Oświęcim (Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau)
Die Hitze flimmerte über den Gleisanlagen an der „Rampe“, als wir an diesem heißen Samstagvormittag das Einfahrtsgebäude des Vernichtungslagers Auschwitz II, welches drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz I entfernt liegt, betraten. Es war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Rampe, an der in der Hochzeit des Holocausts permanent Züge aus allen Teilen Europas mit deportierten Jüdinnen und Juden stoppten und von Deutschen zur Zwangsarbeit bis zum Tod geschickt oder auf direktem Weg in die Gaskammern zum Sterben getrieben wurden. Eine unbeschreibliche Leere und Fassungslosigkeit überkam die Reisegruppe beim Rundgang. Langsam und friedlich im Wind schwankende Blätter an den satt grünen Bäumen, umher fliegende und zwitschernde Vögel, quakende Frösche in Weihern. Ein Ort, an dem Menschen teilweise auf offenem Feld verbrannt wurden und die Asche von Hunderttausenden verstreut wurde. Ein bedrückendes Gefühl, welches man niemals Worte oder Bilder fassen kann. Ein so schwer zu beschreibender Moment. Ein surrealer Moment. Im Stammlager Auschwitz I angekommen erwartete uns ein geführter Rundgang durch das Gelände. Die ehemaligen Häftlingsbaracken, auch Blöcke genannt, bieten nun Platz für verschiedene themenbezogene Ausstellungen. In riesigen Vitrinen sind geleerte Zyklon-B-Dosen, gestohlene Wertsachen, menschliche Haare und das letzte Hab und Gut der Deportierten zu sehen. Kurz vor dem Ende des Rundgangs durchquerten wir eine Gaskammer. Die daneben befindlichen Verbrennungsöfen konnten ebenso besichtigt werden.

6.000.000 Menschen kostete der Nationalsozialistische Völkermord das Leben.
Etwa 1,5 Millionen Menschen davon, die meisten jüdischen Glaubens, ermordeten Deutsche und ihre Helfer allein in Auschwitz-Birkenau industriell.

Die Abscheulichkeit dieser Verbrechen in Worten auszudrücken ist unmöglich. Jedoch genügen wenige Worte, um die Konsequenz aus ihnen zu formulieren:

Auschwitz darf sich niemals wiederholen!


In Auschwitz-Birkenau befinden sich 27 Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen. Sie gedenken der 1,5 Million Menschen, die allein hier von den Nazis industriell ermordet wurden.


02.06. Oświęcim – Gliwice – Dresden

Aufgrund des fingierten Überfalls auf den Sender am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ist Sendeturm ein bedeutender polnischer Erinnerungsort.

Unseren letzten Zwischenstopp der Bildungsreise legten wir am Sender in Gliwice ein. Mit 118 Metern Höhe und aus Lärchenholz gebaut ist dieser der höchste Holzturm der Welt. Am 22. August 1939 inszenierten SS-Männer einen Überfall auf den sich damals noch auf deutschem Boden befindlichen Sender durch polnische Soldaten. Diese vermeintlichen Grenzverletzungen und der Angriff auf den Sender dienten propagandistisch als Rechtfertigung für den Überfall auf Polen und den damit einhergehenden Beginn des Zweiten Weltkriegs.


Abends in Dresden angekommen endete eine spannende, informative, überaus bedrückende, aber dennoch tolle Bildungsreise.








Wir danken dem Zwickauer Fanprojekt für die großartige Zusammenarbeit.
Wir danken der DFL für die Förderung unserer Bildungsreise durch den Förderpool PFiFF.

Weitere Berichte von unserer Bildungsreise auf der Homepage des Fanprojekt Zwickau.
Weitere Informationen zum Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur (kurz PFiFF).

Ost-Fanprojekte tagen in Zwickau

Ost-Fanprojekte tagen in Zwickau

Vom 28. bis zum 30. August tagte in Zwickau der Ostverbund der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte. Mit den Grußworten des Amtsleiters für Schule, Soziales und Sport der Automobil- und Robert-Schumann-Stadt, Marcel Kruppa, wurden drei arbeitsintensive Sitzungstage eröffnet. Neben einer vom Dresdner Juristen Jan Graupner durchgeführten Weiterbildung zum Datenschutz im Anwendungsbereich der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung, die auch Auswirkungen auf Vereins- und Trägerstrukturen hat, beschäftigten sich die Fanprojekte insbesondere mit drei Themenkomplexen.

Das bisher im Freistaat Sachsen gültige Polizeigesetz soll nach dem Willen der Staatsregierung durch das Polizeivollzugsdienstgesetz und das Polizeibehördengesetz abgelöst werden. Die sächsischen Fanprojekte werden sich diesbezüglich eine fachliche Expertise aus sozialarbeiterischem Blickwinkel erarbeiten und den weiteren Prozess begleiten.
Einen weiteren Themenkomplex stellte der beendete Dialog zwischen den Fanszenen Deutschlands und den Fußballverbänden sowie die Ausgestaltung von insbesondere auf jugendliche Fußballfans ausgerichteten Angeboten in der Fanprojekt-Arbeit dar. Zudem referierte ein Kollege des Fanprojekts „Alte Försterei“ in einem hochinteressanten Vortrag über die Verknüpfung von Fankultur und Musik.

Das Fanprojekt Dresden bedankt sich für die mit großem Engagement von den Zwickauer Kollegen ausgerichtete Tagung.